Wer in den letzten Jahren das Geschehen der Schwandorfer Fußballwelt auch nur halbwegs verfolgt hat, wird an seinem Namen kaum vorbeigekommen sein. Erkan Kara war nicht nur über lange Jahre die tragende Säule in der Hintermannschaft des SC Ettmannsdorf, sondern profilierte sich in dieser Zeit auch als echter Sportsmann. Im vergangenen Sommer ging der ehemalige Kapitän des SCE den Schritt von der Landesliga in die Kreisklasse und fungiert dort bei der DJK Dürnsricht-Wolfring nicht nur als Verstärkung auf dem Platz, sondern übernimmt als Spielertrainer die maximale Verantwortung.
Kaum eine Anekdote würde den Charakter des Vollblutfußballers Erkan Kara besser beschreiben, als die zweite Halbzeit des entscheidenden Rückspiels der Landesligarelegation gegen den TB 03 Roding. Kurz nach Wiederanpfiff stellte ein Pfiff des Unparteiischen das Spiel völlig auf den Kopf. Der zur Pause eingewechselte SCE-Keeper Tim Ebner nahm den Ball außerhalb des Strafraums in die Hand und sah folgerichtig Rot. Den Ettmannsdorfern war die Ratlosigkeit ins Gesicht geschrieben, die Gäste aus Roding witterten trotz des Drei-Tore-Rückstands plötzlich wieder ihre Chance.
Erkan Kara hingegen bewies Mut und zögerte nicht lange. „Für mich war damals als Kapitän klar, dass ich Verantwortung übernehmen muss und ins Tor gehe. Mein erster Gedanke war eigentlich nur, wo mein Pulli ist“, erinnert sich der 31-Jährige mit einem Schmunzeln. So schlenderte er langsam in die Kabine, streifte sich Pullover, Leibchen und Handschuhe über und hütete im wohl wichtigsten Spiel der jüngeren Vereinsgeschichte das Ettmannsdorfer Tor – wohlgemerkt fehlerfrei. „Wenn mir drei Tore durchrutschen, bin ich die Lachnummer der Stadt.“ Am Ende kam Roding nur zu einem weiteren Treffer und der SC Ettmannsdorf hielt ohne Probleme die Klasse.
Für den körperlich robusten Abwehrspieler hatte der Fußball schon immer eine enorm große Bedeutung. „Woanders hätte ich wohl kaum so viele Leute kennengelernt und so viele Freundschaften geschlossen. Aber für mich ist es auch ganz klar, dass der Erfolg dazugehört, damit es wirklich Spaß macht“, sagt 31-Jährige.
Das fußballerische Einmaleins lernte Erkan Kara bereits früh beim SC Weinberg. Nach mehreren kurzen Station in der Jugend schaffte er bei der DJK Steinberg den Sprung in den Herrenbereich – damals noch als Stürmer. „Da habe ich voll eingeschlagen und gleich im ersten Jahr an die 20 Tore geschossen. Auch wenn das nur Kreisliga war, war es für mich wichtig, dass ich so den Übergang in die Seniorenmannschaft gut gemeistert habe“, so Kara.
Es dauerte somit nicht lange, ehe der SC Ettmannsdorf anklopfte. Auch dort kam er in damaligen Bezirksoberliga schnell zum Zug und etablierte sich als Stammspieler – jedoch nicht mehr im Angriff. „Mein Trainer Heiner Zilch hat mir gleich gesagt, dass er mich aufgrund meiner Statur eher in der Abwehr sieht. Für mich war das auch überhaupt kein Problem und von da an war ich eben Innenverteidiger“, erinnert sich der gebürtige Schwandorfer.
Doch Ausnahmen gab es in den folgenden Jahren genug. Egal ob Außenverteidiger, Sechser, Stürmer oder im Notfall gar Torwart, wenn Not am Mann war stellte er sich immer in den Dienst der Mannschaft. „Außer am Flügel habe ich fast alles gespielt. Das war dann aus meiner Sicht auch nicht immer nur der Notnagel, weil mich die Trainer dann auch immer wieder auf diesen Positionen aufgestellt haben. Aber wenn man so einen wie Marco Seifert oder Tobi Wiesner hat, braucht man sicherlich nicht mich vorne aufstellen“, so Kara schmunzelnd.
Die über die Jahre hinweg starken Leistungen wurden auch dementsprechend honoriert. Im Jahr 2017 stand er sogar für die Auszeichnung „Ostbayerns Fußballer des Jahres“ zur Wahl. Auch anderen Vereinen blieb das nicht verborgen. „Ich habe schon die eine oder andere Anfrage aus der gleichen Liga bekommen, aber ich habe mich in Ettmannsdorf immer sehr wohl gefühlt“, erklärt Kara.
Warum es zu Beginn der laufenden Saison dann doch zu einem Wechsel kam, hatte laut ihm kaum sportliche Gründe. „Dazu möchte ich nicht viel sagen. Für mich sind diese Themen auch mit einem Handshake vom Tisch, da bin ich Sportsmann genug. Fakt ist aber auch, dass sich Dürnsricht sehr um mich bemüht hat und es für mich einfach eine spannende Aufgabe ist. In Ettmannsdorf habe ich natürlich immer noch viele Freunde und verfolge das Geschehen weiterhin.“
Der Schritt in die Kreisklasse bedeutete für den Spielertrainer erst einmal eine Umstellung, mit der er aber gut zurechtkam. „Ich habe zwar meinen Spielstil nicht verändert, aber es trotzdem ein anderer Fußball als in der Landesliga. Auch wenn man den Spielern hier natürlich mehr Freiheiten geben muss, habe ich von Anfang klargestellt, dass ich etwas erreichen will. Bis jetzt ziehen die meisten auch wunderbar mit“, erklärt der 31-Jährige. Ganz neu ist für ihn auch die Aufgabe als Übungsleiter nicht. Mit Heiner Zilch und später Uwe Stadlmann konnte er als Co-Trainer in der Jugend der SG Ettmannsdorf/Haselbach bereits erste Erfahrungen sammeln.
Auch wenn für ihn das Ende der aktiven Karriere noch lange kein Thema ist, blickt er schon jetzt auf zahlreiche Highlights zurück, für die er unheimlich dankbar ist. „Das Pokalspiel gegen Jahn Regensburg, das Freundschaftsspiel gegen Europaleague-Teilnehmer Metalist Kharkiv, die unglaublich starke Rückrunde 2018 oder ganz allgemein die Abendspiele gegen große Namen werde ich wohl nie vergessen.“
Besonders hoch anzurechnen ist ihm eine Idee, die er in der Saison 2015/16 zusammen mit dem SCE umsetzte. „Wir haben die Rückrunde für die KUNO-Stiftung gespielt und für jeden Punkt eine gewisse Summe eingezahlt. Am Ende durften wir knapp 1000 Euro übergeben.“